Mal wieder Plastik im Mund? Nicht so lecker!
Ob Bubble Gum, Zahnpflege, gegen die Nervosität, Reiseübelkeit oder die Nikotinsucht. Schätzungen zufolge kaut jeder Deutsche um die 100 Kaugummistreifen oder-dragees im Jahr. Aber woraus bestehen eigentlich Kaugummis?
Die genauen Inhaltsstoffe der "Kaumasse" sind nicht kennzeichnungspflichtig, da Kaumasse rechtlich gesehen als Zusatzstoff zählt. Die genaue Zusammensetzung bleibt also Betriebsgeheimnis. Vermutet wird jedoch, dass der Großteil der Kaumasse aus Kunststoffen hergestellt wird, da natürliche Erzeugnisse mengenmäßig nicht verfügbar und teurer sind. Das heißt, wir kauen auf Kunststoff rum...
Die Polymere, die aus Erdöl hergestellt werden, sind auch in Autoreifen wiederzufinden. Das klingt nicht nur erstmal absurd, sondern ist auch ökologisch bedenklich. Denn handelsüblicher Kaugummi ist nicht biologisch abbaubar. Vor allem dann, wenn er achtlos auf die Straßen gespuckt wird.
- In manchen deutschen Orten sind bis zu 100 Kaugummi-Flecke auf nur einem Quadratmeter zu finden.
- Die Extremschmutzbeseitigung von Kaugummi von Deutschlands Straßen kostet schätzungsweise 900 Millionen im Jahr
Eingetrocknete Kaugummis lassen sich von der Straße nämlich nicht einfach mit Fegen oder Bürsten entfernen. Die Kaugummi-Flecken müssen mit Hochdruckreinigern oder Trockeneisverfahren entfernt werden.
- Kaugummi ist die zweithäufigste Art von Müll auf der Welt und generiert ungefähr 100.000 Tonnen globalen Müll im Jahr
Warum kaut ihr Kaugummi?
Je nach Kaugummi lassen sich verschiedene Funktionen erfüllen. So lässt sich durch das Kauen des Gummis Stress reduzieren oder die Leistung steigern, Karies vorbeugen, Mundgeruch mildern oder Zigaretten substituieren. Vor allem Kinder mögen aber auch den süßen Geschmack, die bunten Farben und natürlich: Kaugummiblasen.
Ist das Kauen gesundheitsschädlich?
Kaugummikauen macht macht einfach Spaß!
Erst, wenn Kaugummi übermäßige verzehrt wird, kann Kaugummi eine abführende Wirkung haben - "hallo, Toilette!". Das ständige Kauen bewirkt außerdem, dass dem Hirn signalisiert wird, dass Magensäure und Verdauungsenzyme produziert werden sollen. Das kann beispielsweise die Magenschleimhaut angreifen oder zu Sodbrennen führen.
Mythos: Kaugummi verklebt den Magen
Das habt ihr sicher auch von euren Eltern als Kind zu hören bekommen:
„Wenn du den Kaugummi runterschluckst, verklebt das den Magen.“
Das ist jedoch nur ein weitverbreiteter Mythos und in der Regel wird Kaugummi problemlos wieder ausgeschieden. Er wird weder von Magensäure zersetzt, noch kann er sich im Magen festsetzen, da die Magenschleimhaut dies verhindert.
Unser Tipp: Damit der Kaugummi aber auch nicht über Abwasser in die Umwelt gelangt, solltest du ihn trotzdem lieber im Restmüll entsorgen.
Biete Kaugummi, suche Regenwald
Für die Erdölförderung, die für die Kunststoffherstellung benötigt wird, müssen oft große Flächen von Regenwald darunter leiden und damit auch die dort vorhandene Tier- und Pflanzenwelt. Bei Bohrungen oder beim Brechen von Pipelines (Fernleitung für den Rohrleitungstransport) gelangt Erdöl in die Umwelt und kann dort großen Schaden anrichten, beispielsweise Trinkwasser verunreinigen. Auch indigene Völker, die in diesen Fördergebieten leben, werden meist gewaltvoll aus ihren Gebieten vertrieben.
Ohne Verzicht
Doch wer nicht auf Erdöl kauen möchte, muss trotzdem nicht auf Kaugummis verzichten. Denn mittlerweile gibt es mehrere Kaugummihersteller, die auf eine nachhaltige Weise produzieren und eine Alternative zur Kunststoffkaumasse verwenden. Diese verwenden wieder das „Urkaugummi“. Die natürliche Kaumasse besteht nämlich aus Chicle, das aus dem Milchsaft der Breiapfeläume gewonnen wird. Die Verwendung von Chicle als Kaumasse wird sogar bis zu den Mayas zurückdatiert.
Die Breiapfelbäume sind ebenfalls in den Tropen zu finden. Damit ist die Ökobilanz durch die langen Transportwege zwar nicht überragend, aber dennoch nachhaltiger als die der handelsüblichen Kaugummis. Im Gegensatz zu erdölbasierten Kaugummis ist Chicle-Kaugummi aber biologisch abbaubar. Trotzdem gehören sie in den Restmüll und nicht einfach unter den Tisch geklebt.
Ganz unter dem Motto „Fantastic without plastic“ produziert Forest Gum mit Sitz in Deutschland chiclebasierte, vegane und zuckerfreie Kaugummis auch ganz ohne Plastikverpackung und betreibt direkten Handel. Laut eigenen Aussagen achtet das Unternehmen auf faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Wer es noch regionaler möchte, kann mal Alpengummi testen. Das wird in Österreich produziert und aus Kiefernharz und Birkenzucker hergestellt. Für die Konsistenz wird allerdings auch Bienenwachs eingesetzt.
Wer lieber im Supermarkt zum Kaugummi greifen will, für die gibt es True Gum. Ebenfalls kunststofffrei, vegan und nachhaltig aus Chicle produziert. True Gum hat auch bereits einige leckere Sorten zu bieten.
Unser Fazit
Auch beim Kaugummikauen lässt sich ganz einfach auf eine nachhaltige und plastikfreie Alternative umsteigen. Ganz ohne Verzicht, mit fairer Bezahlung für die Chicleros (Arbeiter, die den Milchsaft ernten) oder sogar aus Harz und Saft von Bäumen aus den Alpen.
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